Moroder Gerald (1972 geb.)
Die schmalen und entmaterialisierten Skulpturen Gerald Moroders bestehen aus dem roten Porphyrgestein der Raschötzalm, an deren Hängen St. Ulrich liegt. In dieser seiner Suche werden die Werkstoffe der Erde in den Vordergrund gestellt, aufgrund ihrer noch heilen Kraft des Zusammenstoßes mit dem Abbild der Realität und des zeitgenössischen Menschen beinahe privilegiert.
A
Durchdrungen von den Stimmungen, die man in der produktiven Natur seiner Existenz sammeln kann, will der Bildhauer mit der Erde, dem Stein und der Holzmasse jedes Mal eine andere Erfahrung machen. Durch diese antiken Werkstoffe beharrt er darauf, eine Konfiguration zu suchen, die dem Sinn eines Bruchs mit der Welt, oder einer Verletzung, oder einem Riss mit dem Existierenden entspricht, die durch eine Umarmung aufzufüllen sind. Das Wichtige für den Künstler ist, sich nicht von dem Wunsch, Mutter Erde anzugehören, in ihr Magma hinab zu steigen und wieder bis in den Himmel aufzusteigen, ausgeschlossen zu fühlen, und dabei das Werk von der irdischen Unreinheit zur himmlischen Reinheit, und dem entgegengesetzt von der Reinheit der Idee zur Unreinheit der Sprache zu bringen. Die vom Künstler geformten mageren und langgliedrigen Figuren sind in einem ideellen Strudel in Sequenz dargestellte Einzelbilder der aufeinanderfolgenden Phasen körperlicher Entmaterialisierung. Dieser Mensch versucht eine Form der Leichtigkeit, der Auflösung und der Unberührbarkeit des Daseins zu erreichen. Die Zertrümmerung der Materie widersetzt sich den Gesetzen der Schwerkraft. Die Drehung des Körpers reflektiert sich in einem Taumel nach oben, ein Abbild des Strebens zu einem höheren Wesen.
Chiara Canali
2011