Geboren am 13. November 1891 in Graz, wo sie 1975 genannt wird. Sie erhielt ihre Ausbildung von 1901 - 1910 bei Alfred von Schrötter an der Kunstschule in Graz. In der Folge bildete sie sich von 1911 bis 1916 bei Ferdinand Schmutzer an der Wiener Akademie weiter. Im Anschluß daran studierte sie an der Tiermalschule des Hans von Hajek in Dachau. Im Jahre 1916 kehrte sie nach Graz zurück. Sie war anfänglich in der Hauptsache Tiermalerin und wurde von Brangwyn für die größte Tierdarstellerin der Gegenwart erklärt. 1928 unternahm sie eine Studienreise nach Nordafrika. Sie schuf dramatische Tierkompositionen, wie z.B. „Löwen in den Kral einbrechend“, „Sterbender, von Pfeilen durchbohrter Löwe“. Später schuf sie dekorativ wirksame, kraftvoll stilisierte Figurenkompositionen, wie z.B. „Tanzende Frauen“, „Tanzende Männer“, „Vogeljäger“ und ähnliches.
Sie wurde wiederholt ausgezeichnet. Im Jahre 1906 erhielt sie die Silberne und 1922 die Goldene Medaille der Stadt Graz, 1926 den Hermine Lang-Laris-Förderungspreis, zweimal den österreichischen Staatspreis, 1934 den Ehrenpreis der Stadt Wien und 1936 die Medaille der Stadt Salzburg. Im Museum Joanneum in Graz werden ihre Gemälde „Käthchen von Heilbronn“ sowie weitere Werke verwahrt. Sie pflegte insbesondere den farbigen Linolschnitt und schuf auch Entwürfe für Gobelins. 1928 stellte sie im Wiener Künstlerhaus ihre „Tripolis-Kollektion“ aus. Sie wird 1942 als Mitglied der Vereinigung bildender Künstlerinnen Österreichs genannt.
Auszug aus Heinrich Fuchs „Die österreichischen Maler der Geburtenjahrgänge 1881 - 1900
“Ich will nur das Charakteristische wiedergeben.” Norbertine Bresslern-Roth
Norbertine Bresslern-Roth wurde schon zu ihren Lebzeiten von der österreichischen und internationalen Kritik als eine der bedeutendsten Tiermaler der Moderne gefeiert. Die in Graz geborene und arbeitende Malerin hatte sehr früh eine eigenständige Technik entwickelt, die ihren Gemälden und zahlreichen Linolschnitten einen unverwechselbaren Stil verlieh. Besonderen Fokus legte die Künstlerin auf das Material, dessen Eigenschaften sie in den Malprozess einzuarbeiten verstand. So entschied sie sich ab 1920 für Jute als Malgrund, deren gröbere Webtechnik in Verbindung mit einer starken Saugfähigkeit der eigenhändig ausgeführten Grundierung ihren Bildern einen freskoartigen, farbig schimmernden Gesamteindruck verlieh. Dieser spezielle Malauftrag mit matten aber hellen Ölfarben verwandelte ihre stets durchdachten, präzise komponierten Gemälde in spontane, den Moment erfassende Impressionen.
Nach einer Libyenreise 1928 entdeckte Bresslern-Roth die für sie exotisch wirkende Lebenswelt Afrikas und später auch der Südseeinseln, die ihr künftig als Vorbild für ihre persönliche Vorstellung eines idealen Zusammenlebens von Mensch, Natur und Tier dienten. Ein Hauptwerk innerhalb dieser figurativen Themengruppe stellt das monumentale Gemälde der „Rast“ dar. In keinem anderen Werk gelang der Künstlerin eine derart ausgewogene Komposition, bei der die Idee von Harmonie, Ruhe und Frieden so wirkmächtig zum Ausdruck kommt. In einer kreisförmigen Anlage werden im auf- und abklingenden Rhythmus Mensch und Tier aneinandergereiht, sanft durchbrochen von der S-förmigen Verschränkung der beiden im Zentrum liegenden Mädchen, sodass sich Parallelen zum chinesischen Harmoniezeichen des Yin und Yang ergeben. Ihre unschuldige Nacktheit sowie die gezähmten Haustiere – Hund, Schwein und Esel – können auch als Gegensätze zur Wildheit der Natur gelesen werden. Das Gemälde strahlt eine heitere Selbstverständlichkeit aus, wo Mensch und Tier sich in friedlicher Koexistenz dem Schlaf hingeben.
„... und noch mehr brauche ich die Freude des Schauens, die untätig stille, liebevolle Versenkung in die Schönheit, den Adel, die wilde Kraft oder die Zärtlichkeit der Tiere“ Norbertine Bresslern-Roth
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