GALERIE & KUNSTHANDEL HARTL

Silberbauer Fritz (1883-1974)

Silberbauer, Fritz * 4. 4. 1883, Leibnitz † 30. 12. 1974, Graz Maler, Freskenmaler, Graphiker und Lithograph (Signatur Sil) Fritz Silberbauer wurde am 4. April 1883 in Leibnitz als Sohn eines Kaufmanns geboren. Er machte zunächst eine Ausbildung als Lithograph, ehe er in der Landeskunstschule in Graz Malerei und Graphik als Schüler von Prof. Alfred von Schroetter-Kristelli studierte. Von 1910 bis 1914 nahm er auch Unterricht an der Wiener Akademie der bildenden Künste, wo er die von Ferdinand Schmutzer geleitete Meisterklasse absolvierte. Silberbauer begründete 1923 gemeinsam mit Wilhelm Thöny, Alfred Wickenburg, Hans Wagula, Hans Mauracher und Hans Zotter die Grazer Sezession. Diese wurde in der Zwischenkriegszeit österreichweit rasch gewürdigt und die Grazer bildeten neben dem Wiener Hagenbund das Zentrum der im internationalen Vergleich gemäßigten österreichischen Moderne. Trotz des kurzen Zeitraums bis zur Installierung des autoritären Ständestaats und der anschließenden Machtübernahme durch die Nationalsozialisten entstanden einige beachtenswerte Zeugnisse modernen steirischen Kunstschaffens. Silberbauer gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zum geistigen und künstlerischen Zentrum der Moderne in der Steiermark. Vor allem in seinem grafischen Werk der 1920er Jahre entwickelte er eine innovative, eigenständige Formensprache. Zahlreiche Ausstellungen im In- und Ausland und eine vielseitige Tätigkeit als Fresko- und Sgraffitimaler an öffentlichen und privaten Bauten verschafften ihm Anerkennung in allen Kreisen der Bevölkerung. Von 1928 bis 1937 unterrichtete er an der Grazer Landeskunstschule Freskomalerei, von 1938 bis 1945 leitete er die Malereiklasse in der "Staatlichen Meisterschule des deutschen Handwerks in Graz" (ehem. Kunstgewerbeschule), 1942 wurde er als Nachfolger Wickenburgs Leiter der Meisterklasse für Freskomalerei. Daneben wirkt er an der technischen Hochschule Graz als Honorardozent. Insgesamt ist sein Werk der eher heimatverbundenen, gemäßigten Moderne zuzurechnen, die auch in der Zeit des "Ständestaates" mit dessen Kunstauffassung in Einklang stand. Charakteristisch dafür sind seine Wandgestaltungen in Freskotechnik, die meist in einem vereinfachenden, flächigen Realismus gehalten sind, seine neusachlichen Portraits, seine teils romantischen Naturdarstellungen sowie Bilder im Stil des magischen Realismus. Ab den 1930er Jahren wandte sich Silberbauer verstärkt den Themenkreisen Traum und Unterbewusstsein zu. Werke (Auswahl) graphische Folgen: zehn Radierungen "Der Tor und der Tod" (zu Hofmannsthal) zwölf Radierungen zu "Peer Gynt" von Ibsen zehn Lithographien "Pfadfinder" (mit Text von Georg Wolfbauer, Graz), 1924 8 Blätter seiner "Türkischen Mappe", 1928 13 Blätter "Mensch und Nacht", 1935/40 zehn Baubilder "Das Teigitsch-Kraftwerk" Wandgemälde: am Kriegergedächtnismal in Katsch im Murtal, 1923 Bilder zum Kriegerdenkmal-Flügelaltar in der gotischen Spitalskirche zu Oberwölz, 1924 an Wänden und Decke im Rundkarner von Köflach, 1926 Fresken im Radkersburger Rathaus ("Befreiungsdenkmal im Turmzimmer"), 1929 Fresko an der Außenwand der Wallfahrtskirche in Pöllauberg, 1929 14 Stationen des Kreuzwegs, Kirche Authal bei Graz , 1937 am Sebastiani-Bildstock in Köflach, 1930 die al-secco-Allegorie am Arbeitsamt in Voitsberg, 1932 Wandbilder in der Kirche zu Rechnitz im Burgenland, 1935 ("Weingarten des Herrn", "Fischzug Petri", "Verlorener Sohn", "Jesus mit Jüngern im Sturm auf dem See Genezareth") Freskenschmuck in der Mariazeller Michaelskapelle im gotischen Karner (s. R. List, Steir. Kirchenführer, II, 94) Hauszeichen und Fresken: Herrenhaus Schlacher in Weiz Häuser Weißhaar und Gasthof Haring in Groß-St.-Florian Buchhandlung Buchner in Fürstenfeld, Thomann (Stiegenaufgang), Ornig (Nischen) Reinhard (Wintergarten und Kaminschmuck) Haus Zippelt in Groß-St.-Florian Christophorus am Turm der Don-Bosco-Kirche, Graz Allegorie am Eingang der Steiermärkischen Sparkasse, Graz am Eisernen Tor Maskenballszene im Stiegenhaus der Redoutensäle (Schauspielhaus, 1937) Von Bedeutung sind auch seine Fresken-Restaurierungen aus dem 13., 14. und Anfang des 15. Jahrhundert, wie z.B. im Innenraum der Taborkirche in Weiz (1934/35), wo er auch die alten, großteils zerstörten Freskenauch ergänzte. So waren im Chorquadrat nur bescheidene Randpartien heil geblieben, die Stelle nimmt Silberbauers "Weltenrichter" ein, im rechten Schiffsjoch steuerte er neben dem Altbestand (Achatiusmarter) oben "eine sturmbewegte Sintflut", seitlich des Titelheiligen "Gebet, Opfertod und Verherrlichung“ u.a.m. bei. Glasgemälde: zwei Chorfenster in der Pfarrkirche St. Pankrazen bei Stübing (anstelle der nun in der alten Galerie des Joanneums befindlichen spätgotischen) standen am Beginn der Wiederbelebung der sakralen Glasmalerei für die steirische Kirchenkunst (Vgl. R. List, Steir. Kirchenführer, I, 200) in Rohrbach in OÖ, 1941 in Grambach bei Graz (Haus Hansa, Schaffensstätte von Joseph Marx), durchwegs von 1941 in Fürstenfeld (Fenster im Sitzungssaal und vier Scheiben im Stiegenaufgang) im Flüchtlingsaltersheim der Caritas in Graz-Straßgang (Glasgemälde St. Martin und der Bettler) von 1961 Sgraffiti: Haus am Tummelplatz Graz (Tierkreiszeichen), 1950 Sonderkrankenhaus für Psychiatrie und Neurologie (Fassade), Graz Seitenfront der Grazer Burg (Symbole), Graz, 1952 Umspannwerk Süd der Steweag, Graz, 1954 Steweag-Haus Leonhardgürtel 10 (im Foyer), Graz 1957 Landwirtschaftsschule Grabnerhof (Ornamente im Stiegenhaus), Graz, 1952/53 Haus Eisernes Tor Nr. 11 (Ausf. Peter Pasquali), Graz 1957 1950 für das Schulhaus in Kalsdorf (Sonnenuhr), für die Weinbauschule Silberberg bei Leibnitz (im Vorraum Stilleben, im Stiegenhaus Ornament), Platzkaserne in Fürstenfeld (Frontschmuck), 1951/52 Hof der Kaserne in Fürstenfeld, 1953 Mosaike: im Sitzungssaal der Steweag, Graz 1957 an der Altarmensa der Kapelle der Vorauer Schwestern in Stiftingtal, Graz, 1957/58 auf dem Friedhof Graz-St. Veit am Grab des Mühlenbesitzers Riel (Auferstandener Christus), Graz, 1958 an der Schuhfabrik Humanic eine Madonna mit Emblemen, Graz, 1962 1956 im Altersheim in Hartberg Kriegerdenkmal am Rathausturm, Radkersburg, 1957/58 im Jugendfürsorgeheim ein Pflanzenmosaik, Arnfels, 1960 im Rathaus ein figural reich gestaltetes Denkmal für Viktor Geramb, Deutschlandsberg, 1963 gemalte Gobelins: in St. Florian und St. Georg, 1926 "Jüngstes Gericht" und "Jesus und die jünger im Sturm am See Genezareth", "Judas", "Landschaft und Tiere", 1932 "Paradies", 1934 "Krieg", "Traumzeit" und "Urzeit", 1937 "Steirischer Herbst", 1939 gezeichnete Zyklen: "Bedeutende Männer aus der Steiermark" (neun Silberstiftzeichnungen, repr. im 6. Bd. des "Joanneums"), "Der Spiegel" (15 Bisterzeichnungen), 1940 "Wanderung" (24 Kreidezeichnungen), 1945-52 "Die Plagen" (7 Kreidezeichnungen), 1945-52 "Traumfahrt" (14 lavierte Sepiablätter), 1945-52 6 Illustrationen zur Novelle "Mein Onkel Barnabas" (Leykam), 1946 "Formen" (11 Zeichnungen), 1955 "Masken" (Kugelschreiberarbeiten nach Originalen im "Musee de l'homme in Paris), 1956 "Vorzeit" (20 Kugelschreiberzeichnungen, beginnend mit dem "Ur menschen", schließend mit einem "Heiligen Baum"), 1956/57 Ölbilder: "Grüne Form" und "Meertiere", 1962 "Stilleben mit Uhr", 1963 "Kirche" und "Gelbe Blume", 1964 "Seejungfrau" und "Fisch", 1964 Tempera-Arbeiten: "Gespaltener Kopf", 1962 "Gespenster", 1963 "Pflanze rot", 1965 "Grünes Tier", 1967 "Schmetterlinge", 1967 "Himmlische und irdische Freuden" und "Phantasie", 1967 "Kristalle", 1968 "Farbkomposition" und "Blumen", 1968 Ölporträts von Grazer Rektoren (befinden sich in den Universitäten): Dr. Ing. Alois Pendl (TH), 1957 Dr. Ing. Hermann Grengg (TH), 1959 Dr. Friedrich Zotter (TH), 1959 Dr. Rudolf Rigler (Univ.), 1961 Dr. Erich Swoboda (Univ.), 1963. Auszeichnungen (Auswahl) Großer Österreichischer Staatspreis, 1927 Julius-Reich-Preis, 1933 Österr. Verdienstkreuz für Kunst und Wissenschaft, 1935 Joanneum-Gedenkmedaille, 1936 Ehrenring der steierm. Landesregierung, Bürgerschaft und Silberne Medaille der Stadt Graz, 1953 Erster Preis im Wettbewerb um die Konzerthausfassade in Klagenfurt, 1953 Österreichisches Ehrenkreuz I. Klasse für Wissenschaft und Kunst, 1957 Würdigungspreis des Landes Steiermark für bildende Kunst, 1970 Ausstellungen: Neue Galerie in Graz, 1943 zum 60. Geburtstag Neue Galerie in Graz, 1958 zum 75. Geburtstag Neue Galerie in Graz, 1962 zum 80. Geburtstag im Rathaus von Deutschlandsberg, 1968 Jahresausstellungen der Sezession Graz, 1923-1968 Ausstellung der Grazer Sezession in Wien, 1924 in der Sezession Wien, in Barcelona, Bern, Frankfurt a. M., Leipzig, London, New York, Prag, Warschau, Winterthur, 1936 Leoben, 1953 Linz, 1954 Fürstenfeld, 1955 Radkersburg, 1958 "trigon" Graz (Künstlerhaus), 1963 Galerie St. Stephan in Wien ("Internationale Graphik"), 1963 "religio" Graz (Künstlerhaus), 1965 Volksheim Kapfenberg, 1965 "trigon" Graz (Künstlerhaus), 1966 Künstlerhaus Graz (Kunst in Österreich 1908-1938) 1968 1973 Sonderschau zum 90. Geburtstag (Künstlerhaus und Galerie 15) Literatur Robert Graf in Strzygowski-Festschrift 1932, 70 ff., "Tagespost", Graz, 21. September 1921 Die Graphischen Künste, Wien (1913, 36, 1924, 47, 1925, 48) Die Bildenden Künste, Wien (1920/21, 3, 162 f.) Neue Freie Presse, Wien 1936, Nr. 25959 Bruno Binder in Thieme-Becker, XXX, 21 R. List, Künstler in der "religio 65", V, in Südost-Tagesp., 1965 Katalog :20 Jahre Künstlerhaus, 1972 R. List: F. S. 90 Jahre, "Sonntagsblatt f. Steierm.", 29. April 1973 ("S. hat bei aller expressionistischen Aussage stets die Nähe zur alten Kunst zu wahren gewußt") R. List: F. S. auch ein Meister sakraler Kunst ("Sonntagsblatt", 19. Jänner 1975) List, R. in "Südost-Tagesp.", 4. Jänner 1975 List, 3, 911-912 Fuchs, H.: Die österr. Maler der Geburtsjahrgänge 1881-1900. - Wien. Bd 2. 1977, S. K98-99

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